Teil VI
Hallo ihr lieben Leute,
heute ging es auf einen eher kurzen Ausflug weiter entlang unserer Route (okay, so genau wird die nicht eingehalten, die Karte am Anfang ist eher ein Überblick). In Norwegen werden die Tage mittlerweile schneller kürzer als bei uns und es gibt nur noch wenige schöne und auch flugfähige (sowie arbeitsfreie) Stunden, in denen man sich in Richtung Norden auf den Weg machen kann.
Wir starten bei spätsommerlichen 17Grad im herbstlichen Molde und nehmen einen nordöstlichen Kurs ein. Nach einiger Zeit erreichen wir bereits wieder spärlich besiedelte Gebiete und die Landschaft schwingt sich gemächlich in eine Art Hochland auf, unterbrochen immer wieder von Fjorden, Flüssen und den unzähligen Seen - allesamt Relikte der Eiszeit oder deren Folgen.
Auf ungefähr 4000 Fuß ist es dann bei Winden um die 14-20 Knoten dermaßen schaukelig und ruppig, dass man 1.) froh ist nicht in einer echten Maschine zu sitzen und 2.) kaum ein gerades Bild gelingt. Ein Hoch auf einen stabilen, virtuellen Magen!
Nach gut einer halben Stunde erreichen wir dann an der Mündung der Orkla (einer der weniger bekannten Flüsse Norwegens) bei oder in Orkanger den riesigen Trondheimfjord, mit 130km Länge immerhin der drittlängste seiner Art in Norge. Inmitten des Krieges wurde nach einer Havarie eine Focke-Wulf Fw 200 mehr oder weniger kontrolliert im Fjord versenkt, von dort 1999 geborgen und in das Deutsche Technikmuseum in Berlin überführt.
Die Stadt Orkanger ist ein wichtiges Industriezentrum der Region und steht nur wenig im Schatten der großen Nachbarstadt, zu der wir gleich kommen.
An der Mündung der Gaula bei Byneset geht es von Westen her in Richtung Trondheim, dessen große städtische Ausläufer man schon von weither erkennt. Die Kommune ist die drittgrößte Norwegens bei nur ca 187.000 Einwohnern und die letzte wirkliche Großstadt auf dem Weg gen Norden. Die Stadt wurde bereits im 10. Jahrhundert am Fluss Nidelv gegründet und hieß lange Zeit eigentlich Nidaros. Sie wurde erst unter dänischer Vorherrschaft in Trondhjem umbenannt. Die heutige Schreibweise entspricht der zweiten norwegischen Schriftsprache Nynorsk. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt ein massiver Marinestützpunkt des Deutschen Reiches und bis heute kann man sich den monumentalen Betonschwachsinn in Form des ehemaligen U-Bootbunkers "Dora" im Hafen ansehen. Viel interessanter ist aber das Ensemble rund um den großen Dom, in dem unter anderem die norwegischen Krönungsfeierlichkeiten abgehalten werden und der gut beim Überflug zu erkennen ist. Wer sich für abgefahrene Getränke, ein buntes kulturelles Leben, Skifahren, Segeln, Studieren, Fisch kaufen, Wal essen, teure Mietwohnungen, tolle Fahrradwege und viele andere Dinge begeistern kann, dem sei ein Besuch oder eine dauerhafte Bleibe dort sehr empfohlen. (Der Autor, der das Vergnügen hatte dort ein Jahr leben zu dürfen, gibt gerne Auskunft )
Nach dem etwas wehmütigen Blick zurück, drehen wir Richtung Osten und setzen direkt zum Anflug auf den Flughafen Værnes an, eines der wichtigsten Luftdrehkreuze Mittelnorwegens. Hier ist die Maschine gut geparkt, kann umsorgt werden und steht, falls dies denn die letzte Tour vor dem Winter war, sicher und warm.
Von Trondheim aus wird es früher oder auch später, vielleicht doch auch noch bei Schnee, in jedem Fall aber straight gen Norden gehen. Ich werde noch viele tolle Augenblicke und ihr die daraus resultierenden Bilder erleben. Viel Spass weiterhin und hjertelig hilsen!
J.